Woran erkenne ich eine seriöse Zucht?
Wir leben in einer Zeit, in der sich Menschen, die einen Hund kaufen wollen, zunehmend im Internet auf die Suche machen. Da gibt es viele wunderschön gestaltete Seiten mit vielen bunten Bildern von süßen Welpen, man kann ganz schnell schwach werden. Schwierig ist es, trotzdem kritisch zu bleiben und genau zu schauen. Wie unterscheide ich den einen Zuchtverband vom anderen? Welcher ist seriös, welcher eher nicht?
Ziemlich sicher ist, dass unter dem Dach des VDH (national), bzw. FCI (international) relativ strenge Zuchtbedingungen herrschen, dass die Verpaarung der Elterntiere und die Aufzucht der Welpen gut kontrolliert werden.
Es gibt in Deutschland aktuell zwei an den VDH angeschlossene Eurasiervereine: KZG und EKW, ein dritter, wesentlich kleinerer Verein (die ZG) hat sich inzwischen aufgelöst. Der EKW ist zusätzlich Mitglied bei der IFEZ, die Internationale Föderation für Eurasierzucht mit einer gemeinsamen Zuchtdatenbank der insgesamt 10 Mitgliedsvereine.
Dann gibt es noch zwei Vereine, die sich aus Abspaltungen der bestehenden gebildet haben, aber selber nicht im VDH sind: EZV (aus hauptsächlich ehemaligen EKW Mitgliedern), und Pro Eurasier (aus der KZG hervorgegangen). Zusätzlich gibt es die Interessensgemeinschaft altstämmiger Eurasier IGAE, das sind Hunde, die dem Typus der frühen altstämmigen Eurasier (Wolfspitz x Chow-Chow) nahe kommen möchten - allerdings haben auch sie einen Samojedenanteil.
All diese Vereine geben ihr Bestes - eine Garantie darauf, dass alle Hunde gesund sind, gibt es trotzdem nicht.
Züchter sind darauf angewiesen, von ihren Zuchtwarten gut beraten zu werden, und die geeigneten Verpaarungsbewilligungen zu bekommen. Zuchtwarte haben eine spezielle Ausbildung durchlaufen, die fachkundiges Wissen über die Genetik der Hunde vermittelt, ein Wissen, das normale Welpenkäufer und auch die meisten Züchter nicht haben. Gesundheitsuntersuchungen der Zuchthunde sind Vorschrift: Hüftgelenke, Kniescheiben, Ellenbogen, Zähne, Augen, Schilddrüsentest, all diese Ergebnisse sollen auch von den Geschwistern und Nachkommen gesammelt werden.
Darüber hinaus gibt es noch etliche Vereine, die munter vor sich hin vermehren, vielleicht sogar die eine oder andere Gesundheitsuntersuchung verlangen, aber ansonsten ziemlich unbekümmert sind, wohlklingende Stammbäume auf geduldigem Papier sind leicht erstellt.
Wie soll man sich da nun auskennen? Schon im Dschungel der fünf genannten Vereine - VDH oder nicht, IFEZ oder nicht - kann man wirklich verwirrt werden! Und wenn man dann eine Zuchtstätte besucht - wer lässt sich da angesichts der kleinen Welpen schon die Gesundheitsnachweise, den Körschein etc., zeigen? Das ist unrealistisch.
Realistisch, was man zumindest schon mal vorab anhand einer Züchterhomepage überprüfen kann, ist die Frage, wie oft und in welchen Abständen eine Hündin einen Wurf hat: sehe ich z.B., dass eine 6-Jährige Hündin bereits ihren 5. Wurf hat - dann ist da irgend etwas nicht in Ordnung. Bei genauerer Betrachtung lässt sich möglicherweise erkennen, dass die erste Bedeckung bereits im Alter von 1,5 Jahren erfolgte, sozusagen im Teenageralter der Hündin. Ein Eurasier ist erst mit zwei Jahren körperlich ausgewachsen, mit drei Jahren dann auch im Kopf "erwachsen". Manchmal kann man erkennen, dass nach einem Wurf sofort die darauf folgende Läufigkeit genutzt wurde zu einer erneuten Belegung..., das ist Ausbeutung, weil die Hündin nicht genug Erholungszeit zwischen den Würfen hatte. So schwierig es scheint, einen seriösen Verein von einem unserösen zu unterscheiden: dies sind Kriterien, die sich leicht überprüfen lassen direkt bei der anvisierten Zuchtstätte.
Züchten bedeutet etwas anders als Vermehren - und hier sind auch die Käufer der Welpen gefordert
Die an die IFEZ angeschlossenen Vereine haben dafür eine gemeinsame internationale Zuchtdatenbank. Da wird genau überlegt und geprüft, welche Verpaarung zu einer Verbesserung und Weiterentwicklung in der Zucht führen kann. Zum Erhalt dieser Datenbank ist es extrem wichtig, dass die Nachzucht kontrolliert wird, dass es Rückmeldungen gibt, und dass auch die Gesundheitsdaten von Hunden, die nicht in der Zucht eingesetzt werden sollen, in der Datenbank vorhanden sind. Beim Kauf eines Welpen wird daher zusätzlich zum Welpenpreis eine sogenannte "Untersuchungskaution" gezahlt, die dann nach erfolgten Gesundheitsuntersuchungen beim erwachsenen Hund zurück erstattet wird. Auch ist die Zusicherung, diese Untersuchungen vorzunehmen, Bestandteil des Kaufvertrags..., trotzdem ist es leider so, dass immer noch ZU WENIGE diese Untersuchungen machen lassen. Ich apelliere hiermit an ALLE, die daran interessiert sind, einen gesunden Hund zu haben, dann auch dazu bei zu tragen, und ihren Hund dem Tierarzt vor zu stellen! Auch diejenigen, die nicht in die Zucht gehen wollen oder sollen! Bei einer seriösen Zuchtplanung ist es notwendig, auch die Daten von Geschwistern, Onkeln, Tanten etc. zu sehen, um familiäre Tendenzen berücksichtigen zu können. Ohne das wird das Züchten immer schwieriger...
Wir alle gemeinsam - Zuchtverbände, Züchter, Welpenkäufer - sind mit in der Verantwortung, einen Beitrag zu leisten, damit es weiterhin gesunde und wesensfeste Eurasier gibt!